DACH-Region führt bei KI in Finanzabteilungen – aber Governance hinkt hinterher

Künstliche Intelligenz hält Einzug in europäische Finanzabteilungen – und die DACH-Region ist dabei klarer Spitzenreiter. Das zeigt die internationale Studie „Future Directions in Finance 2024″, für die 542 Finanzexperten aus sieben europäischen Ländern befragt wurden, darunter über 200 CFOs.
DACH-Länder als KI-Vorreiter in Europa
Die Zahlen sind beeindruckend: 90% der Finanzfunktionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfügen bereits über Kenntnisse in Generativer KI – deutlich mehr als der internationale Durchschnitt von 73%. Der Kompetenzzuwachs in 2024 betrug sogar 27% gegenüber dem Vorjahr.
Die Kluft zwischen Ermutigung und Schulung
Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich eine problematische Diskrepanz: Während 60% der Mitarbeiter zur KI-Nutzung ermutigt werden, sind nur 18% tatsächlich für den täglichen Einsatz geschult. Unternehmen delegieren den Wissenserwerb offensichtlich an ihre Mitarbeiter, ohne systematische Qualifizierung anzubieten.
Größtes Vertrauen nur bei Mensch-KI-Kombination
Das spiegelt sich auch im Vertrauen wider: 91% der Befragten vertrauen der Kombination von KI und menschlicher Expertise, während immerhin 49% auch reinen KI-Empfehlungen folgen würden – ein Zeichen dafür, dass KI-Systeme bereits erhebliches Vertrauen genießen. In der DACH-Region nutzen bereits 23% der Unternehmen KI für Umsatzprognosen – europaweit sind es nur 17%.
Governance-Lücke als Risikofaktor
Besonders alarmierend: Über 50% der Finanzabteilungen arbeiten ohne umfassende KI-Governance. In einem stark regulierten Bereich wie Finance kann das zu erheblichen Compliance-Problemen und Datenschutzverletzungen führen. Nur 7% der Befragten sehen die wesentlichen Risiken als vollständig abgedeckt. „Unsere Studie zeigt, dass der Finanzbereich trotz großer Potenziale noch weit von einer strategischen Nutzung von KI entfernt ist“, erklärt Prof. Dr. Klaus Möller von der Universität St.Gallen. „Deren Erfolg wird davon abhängen, wie schnell Kompetenzen und Governance-Frameworks aufgebaut werden.“
Mittelstand droht zurückzufallen
Die Studienergebnisse zeigen zudem: Große und stark wachsende Unternehmen weisen eine deutlich stärkere KI-Nutzung auf. Für den Mittelstand besteht die Gefahr, den Anschluss zu verlieren, da ihm oft die Ressourcen für umfassende KI-Initiativen fehlen.
Handlungsempfehlungen für Finanzabteilungen
Die Studienautoren empfehlen vier zentrale Schritte:
- KI-Kompetenzen aufbauen: Investition in gezielte Schulungsprogramme und Anwerbung von Spezialisten
- Governance stärken: Umfassende Richtlinien für Compliance, Datenschutz und Sicherheit etablieren
- Kollaboration fördern: Nahtlose Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI-Systemen entwickeln
- Strategische Anwendungen ausweiten: Fokus auf hochwertige KI-Anwendungen wie Prognosen und Risikobewertung
Studie 2025 und Podcast-Interview
Die Studie wird auch 2025 fortgesetzt, um die rasante Entwicklung weiter zu verfolgen. Finanzprofessionals können an der neuen Studie teilnehmen und damit die Zukunft der Finanzfunktion aktiv mitgestalten. Klicken Sie hier, um an der Studie teilzunehmen.
Die vollständige Studie „Future Directions in Finance 2024″ steht hier zum kostenlosen Download zur Verfügung.